Das workshopartig aufgebaute Seminar untersucht eine neue, hybride urbane Typologie in der zeitgenössischen Erlebnisgesellschaft, so genannte «Brandhubs» und deren Potential für einen differenzierten Städtebau, der neben wirtschaftlichen und politische Interessen auch sozialkulturelle Werte kreativ integriert.
«Brandhubs» sind umfassende, multifunktionale Marken- und Erlebniswelten, die von Grosskonzernen in Partnerschaft mit den verantwortlichen Städten entwickelt werden. Meist von berühmten Architekten entworfen, werden sie als Branding Instrumente eingesetzt, mit dem Ziel die «Corporate Identities» in einer urbanen Umgebung zu vermitteln und so als öffentliches Erlebnis einem breiten Publikum erfahrbar zu machen. Brandhubs stellen somit eine wahrhafte Verdinglichung der Markenwerte dar, wobei die Brands selbst zum Ort, zu einer städtischen Destination werden. Zusätzlich zu den traditionellen Nutzungen wie Büros, Einzelhandel und Wohnen sind Brandhubs mit Unterhaltungs- und Kulturangeboten sowie anderen ergänzenden Erlebniskomponenten angereichert. Dieser modulare Nutzungsmix bildet einen Erlebnisknotenpunkt, der gänzlich um die gegeben Markenidentitäten organisiert ist.
Angesichts der rasch zunehmenden Privatisierung, Globalisierung und Vermarktung des öffentlichen Raumes, welche die Vielfalt lokaler Orte mit einer künstlichen Homogenität ersetzen, untersucht das Seminar, inwieweit Brandhubs auch sozialkulturelle Anliegen berücksichtigen und wie diese zukünftig in nachhaltigere Städtebaustrategien integriert werden können. Brandhubs sind exemplarische Prototypen dafür, wie Architektur und Städtebau potentiell dazu beitragen können urbane Revitalisierung, Corporate Promotion und neue Erlebnisräume zusammenzubringen. In den meisten Fällen kann gezeigt werden, dass es vorteilhaft ist, wenn nicht nur globale und kommerzielle Aspekte sondern auch der ‚lokale Ethos’ und sozialkulturelle Werte des Projektkontextes miteinbezogen werden. Dies ist zum Nutzen sowohl für die Öffentlichkeit und die Markenkonzerne, insbesondere weil die Vernetzung mit der Stadt die Attraktivität und Lebensfähigkeit des Brandhubs sowie seine Auswirkungen auf den umliegenden Kontext verbessert. Auf welche Art und Weise der Städtebau rund um den Brandhub auf seine Präsenz im urbanen Raum reagiert, soll in dem Seminar beleuchtet werden.
Unter Beteiligung von Projektverantwortlichen und Fachleuten, werden dazu mehrere Fallstudien im europäischen Kontext detailliert analysiert und diskutiert: die adidas World of Sports in Herzogenaurach, Daimler City und Sony Center in Berlin, Migros WESTside in Bern, VW Erlebnis Welt in Wolfsburg, die ETH Science City in Zürich und das dezentralisierte Prada Universe. Das Ziel der Fallstudien ist die Produktionsbedingungen und Charakteristika der Brandhub-Typologie sowie dessen Stärken und Schwächen für einen integrierten Städtebau aufzuzeigen. Anhand der Untersuchungsergebnisse sollen zudem differenzierte Entwurfsstrategien und Planungsinstrumenten konzipiert werden, die pragmatische Anforderungen wie ökonomische und funktionale Parameter mit gesellschaftskritischen Aspekten vereinen. Die aus einer Synergie von Forschung und Entwurf gewonnenen Erkenntnisse sollen ein kritisches Verständnis vermitteln wie Brandhubentwicklungen zukunftsweisend entworfen und gesteuert werden können, um neue Impulse für eine nachhaltige Entwicklung des urbanen Raumes zu initiieren.
Dozierende: Kerstin Höger, Kees ChristiaanseHilfsassistenz: Jenny Keller
adidas World of Sports: Stephan Albrecht, Vanessa Borkmann, Christian Bergmann, Silvan Oesterle, Jenny Weiss, Regina Selig Daimler City: Silvia Berner, Christoph Deiters, Susanne Gygax, Agnes Heller, Urszula Skoczylas Migros WESTside: Hanna Åkerström, Mikael Ljunggren, Nina Renner, Beat Steuri Sony Center Berlin: Fräncis Beschorner, Daniel Blum, Philipp Hegnauer, Jenny Keller, Thomas Klement VW Erlebnis Welt: Kai Gamer, Yoo-Na Ho, Mandy Hoffmann, Christiane Möller ETH Science City: Philip Bräm, Roberto Couceiro, Andreas Kast, Dominik Sigg Keywords: Markenlandschaften, Erlebnisstadt und -architektur, Corporate Image und Lifestyle Centers, Urbane Entertainment Destinationen, Corporate Urbanismus, Unternehmerischer Städtebau, Stadtmarketing, Revitalisierung von Städten, Privat-öffentliche Partnerschaften, radikaler Nutzungs- und Typologiemix, nachhaltige Stadtentwicklung