Phase 8: Selbstähnliche Strukturen

ZIELE

THEMA DER PHASE 8

BESCHREIBUNG DER ÜBUNG

ANFORDERUNGEN

ABGABE


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In dieser Phase kommen sämtliche in den letzten drei Übungen im Zusammenhang mit Types & Instances eingeführten Konzepte, also Entwurfsvokabular, Substitution, Detaillierungsgrad und Hierarchische Strukturen, zum Einsatz. Mit diesen Mitteln soll ein Modell mit einer selbstähnlichen Struktur entwickelt werden. Als Hintergrund dazu wird das Thema der fraktalen Geometrie eingeführt.

Fig. 8.1. Fraktale Geometrie: von Koch Snowflake. Schrittweise Zunahme der Anzahl der Rekursionen.

THEMA DER PHASE 8

In der letzten Übung haben Sie ein Vokabular auf ein vordefiniertes Objekt angewendet. In dieser Phase können Sie nun einen Schritt weiter gehen und auch die Gesamtkonstellation des Objektes selbst bestimmen. Dadurch können Sie die Beziehungen der Teile zum Ganzen, die in der letzten Phase rein zufällig waren, steuern.

Die Beziehung vom Teil zum Ganzen ist ein sehr wichtiges architektonisches Thema. In Palladio´s Quattro Libri steht: „Schönheit entspringt der schönen Form und der Entsprechung des Ganzen mit den Einzelteilen, wie der Entsprechung der Teile untereinander und dieser wieder zum Ganzen, so dass das Gebäude wie ein einheitlicher und vollkommener Körper erscheint."

Eine durchgängige Gestaltung im selben Geist von der städtebaulichen Lösung bis zum Treppengeländer gilt auch heute als wesentliches Merkmal guter Architektur.

Eine Beziehung vom Teil zum Ganzen kann auf verschiedene Weise sinnfällig gemacht werden. In dieser Übung sollen Sie versuchen, das ganze Objekt zu einer formalen Einheit zu machen, indem Sie der Gesamtgestalt ein gewisses Mass an Ähnlichkeit mit Ihren Bestandteilen geben. Dadurch wird, wenn Sie es geschickt anstellen, eine Selbstähnlichkeit des Objektes und seiner Bestandteile resultieren, die dem Objekt eine "natürliche", stimmige Ausstrahlung verleiht.

Um das Verhältnis des Teils zum Ganzen, bzw. um Selbstähnlichkeit geht es auch in der Fraktalen Geometrie.

Fraktale

Die fraktale Geometrie erlaubt es, natürliche Formen mathematisch zu beschreiben und chaotische Systeme bildlich zu veranschaulichen. Ein bekanntes Fraktal ist jede Küstenlinie. Betrachtet man einen immer kleineren Ausschnitt der Küste, zeigen sich in jedem Schritt mehr Buchten und Halbinseln. Mit jedem Fels oder Sandkorn wiederholen sich dieselben selbstähnlichen Muster und die Gesamtlänge wächst gegen unendlich. Neben der Selbstähnlichkeit haben die Fraktale die Eigenschaft der Nichtlinearität: eine Küstenlinie kann nicht mit den Instrumenten der euklidischen Geometrie, der eindimensionalen Geraden oder der zweidimensionalen Fläche beschrieben wreden. Die Dimension der Küstenlinie ist grösser als eins, aber kleiner als zwei. Sie entspricht damit einer gebrochenen Zahl zwischen eins und zwei, daher der Name Fraktal.

Fig. 8.2, 8.3. Fraktale Landschaften.

Ein bekannter Ansatz ist Mandelbrots Arbeit über die fraktale Geometrie der Natur, in der die Relevanz rekursiv definierter Formen und Kurven für viele Wissenschaftsbereiche deutlich wird. Wie Mandelbrot nachweist, sind fast alle natürlichen Formen durch fraktale Algorithmen darstellbar. Er findet die Architektur der Beaux Arts-Periode reich an fraktalen Aspekten, nicht aber die Architektur Mies van der Rohes (worüber sich allerdings durchaus streiten liesse). Die Untersuchung der fraktalen Geometrie der Architektur ist spätestens seit den Bauten von Sullivan oder in jüngerer Zeit von Eisenmann ein Thema geworden, das immer wieder in architekturtheoretischen Diskussionen auftaucht. Peter Eisenmann zum Beispiel behauptet von sich, ein „fraktaler Denker" zu sein.

Fig. 8.4, 8.5. Selbstähnliches Objekt. Maximilian Ofner, Wintersemester 1995/96.

BESCHREIBUNG DER ÜBUNG

Sie erhalten eine leere Zeichnung und eine gleichnamige library. Mit den Compounds aus der Library können sie ein Modell in der Formensprache Ihrer Library bauen. Denken sie dabei an die Themen Selbstähnlichkeit und fraktale Geometrie. Als Ausgangspunkt für Ihre Komposition können Sie auch ein Objekt nehmen, das mit der Parameter Engine erstellt wurde oder eines, das bereits als Compound in Ihrer Library besteht. Sie sollten es danach aber so modifizieren, dass eine präzise Beziehung der Teile zum Ganzen entsteht.

Fig. 8.6. Die Funktionen der Phase 8 im AutoCAD Menu.

Zum Modellieren stehen Ihnen nun sämtliche Operationen, welche im Laufe des Semesters eingeführt wurden, zur Verfügung. Neu hinzukommen die T&I-Befehle SPIN und RESIZE.

Sie können natürlich wiederum Ihre Library mit neuen Compounds erweitern, um die Hierarchisierung Ihres Modells zu steigern.

ANFORDERUNGEN

Um die Phase abzuschliessen, müssen Sie eine Komposition aus Elementen der Ihnen zur Verfügung gestellten Library erstellen. Dabei soll eine selbstähnliche, hierarchische Struktur des Modells angestrebt werden, die dem ganzen eine formale Kohärenz gibt.

ABGABE

Die fertige Komposition halten Sie in Bildern (maximal 5) fest. In der nächsten Phase wird ein Substrat aus Ihrem Modell, die Struktur in der Sie die Types angeordnet haben, weiterbearbeitet. Genauere Angaben über Bildformat und Abgabeprozedur können Sie der Kurshomepage entnehmen

Fig. 8.7. Innenansicht des Selbstähnlichen Objektes von Figur 8.4 und 8.5. Maximilian Ofner, Wintersemester 1995/96.

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