Die moderne Stadtplanung ist eine vergleichsweise junge Disziplin. Ihr Verständnis von Planung ist vor allem eine Folge der beschleunigten Verstädterung, die mit der Industrialisierung einherging und nach adäquaten städtebaulichen Lösungen verlangte. Das Wachstum musste im Sinne der Gemeinschaft gesteuert und gestaltet werden. Stadtplanung (verstanden als die gedankliche Vorwegnahme eines angestrebten Zustandes und dessen Umsetzung) hat seither ein quasi-kausales Verhältnis zum Stadtwachstum. Die von ihr entworfenen Bilder städtischer Idealzustände, ihre Machbarkeitsansprüche und ihre Werkzeuge der Umsetzung legitimieren sich nur durch die Annahme eines ständigen Wachstums.
Völlig unvorbereitet steht die Stadtplanung heute vor dem umgekehrten Phänomen: schrumpfende Städte. Sie verfügt weder über geeignete Bilder, noch hat sie Erfahrungen in Bezug auf ihre städtebaulichen Möglichkeiten, noch kennt sie erprobte Methoden und Instrumente zur Durchführung. Aber die Dringlichkeit verlangt nach neuen städtebaulichen Lösungen, ohne dass sich eine Planungskultur für schrumpfende Städte entwickeln konnte.
DEPLANNING ist ein Studienprojekt der ETH Zürich, das zusammen mit Studierenden und Fachleuten im Sommersemester 2005 durchgeführt wurde. Das Projekt zielt nicht auf die Erfindung einmaliger Ideen oder ortspezifischer Lösungen, sondern auf die Erprobung allgemeiner städtebaulicher Methoden. DEPLANNING versteht sich als Experiment, um sich einer möglichen Planungspraxis für schrumpfende Städte anzunähern.