«... das Spiel von Licht und Schatten in einer Öllache, die überraschende Anordnung breit getretener Kaugummireste (als wären es Sternbilder), die Woge des Hokusai, welche sich hinter dem Bullauge der Waschmaschine bildet ...»
Peter Jennys Wahrnehmungsschule weist einen Weg, um Anschauung und Anschaulichkeit in einer immer abstrakter funktionierenden Welt zurückzugewinnen und um das Differenzierungsvermögen inmitten der heutigen Bilderflut zu schärfen.
Der in Zürich tätige Gestaltungslehrer Peter Jenny gehört zu den bedeutendsten Pädagogen in seinem Fach. Seine Publikationen zeigen die ungewohnten und kühnen Lehrmethoden des Gestaltungsprofessors und erweisen sich als Lehrgang für alle, die gegenüber bildnerischem Denken offen sind.
Nicht Kunst ist für Jenny das Ziel; «freie Kunst» wird ersetzt durch freie Wahrnehmung. Ob das denkende Auge aus dem Flugzeug schweift oder sich in einen Kühlschrank versenkt - ein Stück Welt offenbart sich immer dabei, wenn auch erst auf den zweiten Blick. Banale Gegenstände, kaum beachtete Utensilien, Abfälle aller Art und Überflüssiges mutieren - durch gezielte Verfremdungen - zu Wahrnehmungswerkzeugen.
Jennys Ziel ist es nicht in erster Linie, zeichnerische Fertigkeit zu lehren, sondern Spielfreude und Fantasie zu entwickeln, deren Unterdrückung oder doch strenge Dosierung unsere Zivilisation geradezu fordert. Jenny weckt Assoziationen, indem er mit Bildern, Objekten und Performances gestaltet und arbeitet. Letztlich aber sind seine Bücher Verbündete derjenigen, die sie studieren und weiterdenken.
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Vita Peter Jenny
Peter Jenny war seit dem 1. Juni 1977 Professor für Bildnerisches Gestalten an der Architekturabteilung der ETH Zürich. Zuerst Assistenzprofessor, dann ausserordentlicher und seit 1983 ordentlicher Professor. Von 1990/91 bis 1991/92 und im Wintersemester 1992/93 war er Vorsteher des Departements Architektur an der ETHZ. Emeritiert seit September 2007.
Geboren am 16. Mai 1942 in der Gemeinde Sool im Kanton Glarus, absolvierte er seine gestalterische Ausbildung von 1958 bis 1965. Vorkurs an der KGSZ (Kunstgewerbeschule Zürich); Typografie, Fotografie, Grafik und experimentelle Gestaltung bildeten die Voraussetzungen für eine Ausbildung im Sinne einer aktualisierten Bauhaustradition. 1965-1972 Inhaber eines Büros für Gestaltung, mit Spezialisierung auf kulturelle Bereiche. 1965-1973 Gestalter der kulturellen Monatszeitschrift «du». Vorträge über visuelle Kommunikation und Konzipierung von Unterrichtsmodellen für verschiedene Schultypen.
Weitere Lehrtätigkeiten von Peter Jenny:
1969-1970 als Lehrer an der Kunstgewerbeschule Zürich, 1971-1977 als Lehrer und Mitbegründer der Schule für experimentelle Gestaltung (Farbe und Form), Zürich (zeitweise Mitglied der Schulleitung). 1975-1977 war er Lehrbeauftragter an der ETH Zürich, Abteilung für Geistes- und Sozialwissenschaften: Experimente in der bildnerischen Darstellung des Menschen.
Zahlreiche Ausstellungen zur pädagogischen Arbeitsweise in der Schweiz, Italien, Deutschland und den USA. So z.B. seit 1990 Vorträge, Ausstellungen und Kurse am Bauhaus Dessau - 2005 Ausstellungen in einem der Meisterhäuser des Bauhauses Dessau - und seit 1996 Ausstellungen und Vorträge am Bauhausarchiv in Berlin. An der Biennale in Venedig beteiligte er sich 1974 mit der Schule Farbe und Form und an der Architekturbiennale 1991 mit der ETH Zürich.
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