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WAHLFACH FS16 SEMINAR
Positionen zur Form im Städtebau-Diskurs
Im Seminar werden wir verschiedene Positionen zum Thema der Form im städtebaulichen Diskurs seit 1968 untersuchen. Den Fokus legen wir dabei auf die wechselseitigen Beziehungen zwischen materiellem Raum und menschlichem Handeln: Angefangen bei postmodernen Konzepten, die von räumlichen Mustern, Strukturen und Hierarchien ausgehen, über Theorien, die Form über ihre Performativität definieren, bis hin zu Ideen, die urbane Form in sozial-materiellen Beziehungen begründen.
Einige Positionen als Appetizer:
- Für Kevin Lynch (1981) ist die Form der Stadt ein räumliches Gefüge, in dem Menschen unterschiedliche “Dinge” tun. Diese Definition umfasst sowohl soziale Handlung als auch physisches Material, beide durchdringen und beeinflussen sich. Diese Interpretation führt Lynch unweigerlich zur Überzeugung, dass eine physische Stadtform bezüglich ihrer sozialen Leistung – also ihrer „performance" – untersucht werden kann: Vitalität, Zugänglichkeit, Sinnfälligkeit, Brauchbarkeit und Kontrolle.
- Auch Fumihiko Maki (1961) sieht eine eng verschlungene Beziehung zwischen Aktivität und physischer Form. Er argumentiert, dass die Verknüpfung der zentrale Akt ist, in ihr gerinnen Handlung und Material zur sogenannten „Group Form“.
- Nach Aldo Rossi (1984) ist ein urbanes Artefakt nicht nur ein physisches Element in einer Stadt, sondern ein Objekt mit eigener Identität, das von weitaus mehr als bloss seiner materiellen Existenz abhängt. Ein Artefakt sei vielmehr eine komplexe Einheit, die sich über Raum und Zeit entwickelt, verschiedene Funktionen beherbergen kann und durch die mit ihr verbundenen Erfahrungen und Erinnerungen an historischer Bedeutung gewinnt.
- Die Dualität von physischem Objekt und dessen mannigfaltigen Beziehungen beeinflusst eine vielzahl von städtebaulichen Formtheorien, unter anderem auch neuere Positionen wie Manuel de Sola-Morales’ (2008) Verständnis der Stadtform als Materialisierung einer Beziehungsdichte von Menschen, anderen Lebewesen und physischen „Dingen“.
Aufbau des Seminars:
Nach einer Einführung werden wir wöchentlich jeweils einen Text diskutieren und mit verschiedenen Positionen konfrontieren. TeilnehmerInnen werden gebeten, jede Woche einen kurzen Text zu lesen und einmal im Semester eine 15-minütige Präsentation über einen dieser Texte zu halten. Eine aktive Teilnahme an den Diskussionen wird – sinnfälligerweise – erwartet. Optional können nach dem Semester vertiefende Wahlfacharbeiten verfasst werden. Ein Reader mit ausgewählten Texten und kurzen Einführungen wird bereitgestellt.
Termine: Donnerstags, 17–19 Uhr
Raum: HIL D 60.1
Einführung: Donnerstag, 25.2.2016, 17:00 Uhr
Unterrichtssprache: Deutsch / Englisch
Teilnehmer: Max. 30
MyStudies: 051-0668-16L
ECTS: 3 Kreditpunkte
Kontakt: Daniel Kiss
