Hochhäuser Letzigraben /// Hochhäuser im Kleinformat

Transkription Interview Frau R. und W.

Der erste Eindruck

R: Ja. Für uns war das eigentlich überwältigend, denn erstens waren es neue Wohnungen, und wir haben früher in Altwohnungen gewohnt, wo es manchmal nicht einmal Heisswasser gab, nichts.
W: Kein Kühlschrank.
R: Und wir hatten hier dann schon einen kleinen Kühlschrank in der Küche mit einem ganz kleinen Tiefkühlfach, wo wenigstens etwa zwei…
W: Aber glücklich waren wir.
R: Ja, glücklich waren wir, wirklich. Und wir mussten von Anfang nicht von Hand waschen, wir hatten eine Waschmaschine und einen Tumbler, also wir waren glücklich hier drin.
Es gab anfangs keine Bäume, da war noch nichts gepflanzt und kein Spielplatz, nichts, aber kleine Gärten, der Hahn hat noch gekräht früh morgens, ja, ja… das war schön da unten und wir haben die Tram vor dem Haus, man ist schnell in der Stadt … uns gefiel es.

Wohnen im 10. Stock — Wohnen mit der Familie

Also wir sind… ich bin von ganz Anfang an hier gewesen, und diese Zweizimmerwohnung kostete damals - das war 1952, im Frühling - 154 Franken … und da hat man uns gesagt: ihr seid ja wahnsinnig, so eine teure Wohnung zu nehmen! Und mein Mann sagte, du wirst sehen, mit der Zeit ist diese Wohnung dann nicht mehr teuer. die ersten fünf Jahre, haben wir in der Zweizimmerwohnung gewohnt, weiter unten, und als dann der zweite kam, der Koni, sind wir hinaufgezogen in den zehnten Stock, in die Dreizimmerwohnung, und da haben wir eigentlich eingerichtet: ein Kinderzimmer, Schlafzimmer, und Stube. Und als die Kinder dann ein bisschen grösser waren, haben wir ihnen dafür das Schlafzimmer gegeben, das grösser war. Und wir haben das Kinderzimmer genommen, und noch ein paar Jahre später haben wir gesagt, gut, nun braucht jeder ein Einzelzimmer; wir wollen keine grössere Wohnung suchen, denn uns gefiel diese Wohnung ja sehr gut, mit der Aussicht, mit allem. Also haben wir gesagt, wir nehmen die Stube für uns und haben dafür ein Auszugscouch hier reingetan und haben hier vorne geschlafen, mein Mann und ich, und die Kinder hatten jeder ein Einzelzimmer.
MG: Und in der Küche…
W: Wir haben auch in der Küche gegessen, ich hatten einen [Tisch] zum Auftun…
AJ: Also den man jedesmal vor dem Essen aufgeklappt hat? Oder mit den Kindern hat man…
W: In der Stube hatten wir nur für Besuch und für Schön gegessen und dann hat man den Tisch - er war wie ein Salontisch, den konnte man umdrehen und gross machen. Und sonst war es ein Salontisch, aber gegessen haben wir in der Küche.
Sassen Sie denn viel auf dem Balkon?
R: jaja, wir haben gegessen auf dem Balkon.
W: Die Kinder gebadet, du hast noch Fotos.
R: Wenn ich heute hinunterschaue zum Spielplatz, es ist ein schöner, die Wiese ist schön, es hat zwei Tore, sie können Fussball spielen, was unsere [Kinder] noch nicht durften, die durften nicht Fussball spielen auf dieser Wiese, aber sie hatten andere Möglichkeiten, es gab ein wildes Wäldchen, wo sie sich verstecken konnten, es gab den Hügel, wo sie im Winter Skifahren konnten, es war irgendwie freier, nicht… ja… so hingestellt .

Wohnen im 10. Stock — Alleine wohnen

Also, als die Kinder weggegangen sind, haben Sie auch gleich neue Möbel…
…hab ich mich neu eingerichtet, ja.
Wo sitzen Sie am liebsten?
Hier!
Da, genau auf dem Sofa. Mit Blick nach draussen.
In die Berge, ja.

Wohnen im Hochhaus

Aber viele haben dann eben gesagt wie kann man in so ein Hochhaus ziehen bis sie merkten, wie es drinnen aussah, man ist nämlich trotzdem allein, so viele Leute da sind, wenn sie in der Wohnung sind, merken Sie das gar nicht.
Hier ist man manchmal mehr unter sich als in einem Fünffamilienhaus, wo jeder den anderen kennt, und dort gibt es mehr Streit. Hier drin hatten wir keinen Streit. Wir haben heute noch keinen… ja. und die, die zusammen…
Und es waren doch 44 Parteien. …Und wenn etwas war, hat man miteinander gesprochen.
Also kannte man sich?
Ja, man kannte sich.
F: Diejenigen in den 2 Zimmer Wohnungen weniger, weil die ja eher keine Kinder hatten. Die anderen mit den Kindern, das ist ganz klar, man hat sich ausgetauscht. Die Kinder hatten ab und zu Streit, das mussten sie selbst ausmachen, …
Wir haben mal zusammen einen Geburtstag oder 1. August oder was es war… Aber nur wir zusammen, nur unsere Familien. Aber Hausfeste hatten wir nicht.
R: Nein, hatten wir nie. Hat es auch jetzt nicht.
AJ: Und mit dem Kinderwagen, da seid ihr nach Hause gekommen und konntet den deponieren, das Kind genommen mit dem Lift?
F: Ja, jedes hat dann sein Plätzchen gehabt, ich konnte dann also nicht heute hier hinstellen und morgen dort, sondern jedes hat sein Plätzchen gehabt. Und wenn der grosse Wagen durch war, dass das Baby sitzen konnte und ein Sportwagen angeschafft wurde, dann musste der grosse Wagen halt weg, denn das war mein Platz und der andere war für den nächsten. Eben, wir hatten Kinder, und dann konnte ich nicht den grossen Wagen und einen Sportwagen haben, sondern das war mein Platz und, ja… Anders ging es nicht.
Wie viele Kinder waren es dazumals, als sie ihre Kinder gehabt haben?
R: Ich glaube, etwa 35.
Ja, die sind alle ausgeflogen. …Und viele sind dann fortgezogen, auch noch. Es hat jetzt nicht mehr so viele hier drin, jetzt haben wir einen Haufen Junge, speziell unten, dort ist eher noch Wechsel, immer.

Wohnen im Heiligfeld

[AJ: Und hattet ihr Kontakt mit Leuten aus dem anderen Hochhaus, oder den städtischen Siedlungen hinten, den grossen?]
…als die drei Häuser dort vis-à-vis kamen, das waren ja städtische… da hiess es, wir seien die Damen hier drüben, aber deren Kinder kamen dann hier rüber, um…
F: …alles abzuräumen.
R: Abräumen, ja. Da mussten wir…
Also hatte man Kontakt über die Kinder.
Nein, nein! Wir hatten gar keinen Kontakt.
Hat es damals das Letzibad bereits gegeben?
Ja. Das war etwas vom schönsten, wir sind im Sommer früh morgens ins Letzibad, hatten Sonnenschirme. Gut, wir kannten noch die Bademeister dort drüben, wir wussten, wer sie sind und die wussten, wir kommen, wir waren oft vier, M. noch, und dann über Mittag kamen die Kinder vorbei von der Schule, wir sind eigentlich im Sommer… Die Männer sind hier zu Hause… Meistens haben wir ihnen etwas hingestellt, da haben sie gesagt: geht ihr nur mit den Kindern, geht ihr ruhig ins Letzibad. Da waren wir den ganzen Tag im Letzibad bis abends. Abends kamen die Männer jeweils auch noch vorbei.
Wo gingen Sie einkaufen?
F: wir hatten hier vorne den grossen Lebensmittel [laden], daneben hatten wir die Bell-Metzgerei…
R: auf der anderen Strassenseite hatten wir noch einen Konsum, da waren wir praktisch nie.
Dann hatten wir beim Albisriederplatz den ersten Migros — Laden, einen kleinen Migros.

Qualitäten aus persönlicher Sicht

[MG: Was hat ihnen besonders gut gefallen hier?]
Erstens mal die Aussicht, die wir hatten, und heute noch haben, und zwar rund herum, Küche, alles. Und dann die Ruhe, wir haben Ruhe hier oben, wir haben keinen Lärm. Man hört ab und zu das Tram, aber das eigentlich auch alles.

Das Daheim

Das ist wunderschön wenn ich jeweils wieder nach Hause komme.
Ab wann sagen jetzt bin daheim?
Sobald ich zum Haus reinkomme.
Also beim Hauseingang rein…
Ja, dann bin daheim.
Haben sie sich mal überlegt umzuziehen?
Nein nie.
Das ist mein Daheim und ich bin glücklich hier… und ich sitze da, schaue in die Berge… ich habe Licht, Luft und Sonne.

Transkription Wohnungsrundgang Herr S.

BS: … willkommen bei mir daheim.

Küche

Wir können zuerst gleich beim kulinarischen Teil von der Wohnung anfangen.
Das ist der Vorratsschrank mit ein paar Kochbüchern unten drin.
Da ist mein Tisch, wo ich Frühstück, Mittag- und Nachtessen esse und sonst draussen.
Kombination vom Herd, wo ich viel koche. Ich habe auch ein paar Pfannen, die man benützen kann. Ich koche sehr gern, ich habe 35 Jahre selber gekocht, als ich beruflich tätig war.
Da hinten ist ein Stauraum, wo man verschiedene Sachen aufhängen kann.
Eine Türe hätte es, aber die habe ich ausgehängt.

Gang

Das ist die Bucht von Hongkong, von meiner damaligen Hochzeitsreise.
Und das ist ein mexikanischer Jahreskalender, den habe ich mal mitgenommen habe, als ich auf Hochsee gearbeitet habe.

Bad / WC

Das machten sie dazumal ganz neu.
MG: Vorhänge haben Sie in der Küche und im Bad keine?
Das brauch ich nicht, es schaut mir niemand rein. Also im Badezimmer sind ja diese Milchglasfenster, da erübrigt es sich, dass man Vorhänge hat.

Schlafzimmer

Das ist ja der Raum, den man fast am meisten braucht, respektive von den Stunden her.
Da ist noch eine kleine Computerecke, wo man sich ab und zu beschäftigt.
Tun Sie da E-mailen oder arbeiten?
Einfach alles.
Wieviel Zeit verbringen Sie dort ungefähr?
Ja, vielleicht eine halbe Stunde jeden Tag, ein bisschen den Computer aufmachen, ob was gekommen ist und so.
Das ist das Holzsims, das schon immer da gewesen ist. Schöne Fenster haben wir, sturmsicher und alles, das haben sie damals auch neu eingebaut.

Stube

Dann kämen wir hier in die Stube, wo ich den grössten Teil meiner Zeit verbringe. Da habe ich auch viele Sachen neu gemacht…
Ich habe gesehen, da haben Sie auch die Tür ausgehängt.
Ja, die Tür habe ich auch ausgehängt.
Und wo steht die?
Im Keller unten. Ich brauche sie auch nicht, es hat keinen Wert, dass ich einfach eine Tür habe, wenn ich sie nicht brauche. Meistens hat es sie zugehauen und mit der Zeit könnten die Scheiben rausfallen.
Ah, das war eine Tür mit Glas?
Ja, eine Glastür, also mit Holz, wie man es früher hatte.
AJ: Also wie die in der Küche.
Richtig, genau so.

Balkon

Das ist natürlich sehr schön, man sieht die ganze Stadt. Da drüben ist das Seegebiet, Zürichseegebiet. Oben ist der Üetliberg…
Da haben wir noch ein Tischchen und Stühle…
Die stehen immer hier?
Einfach dort, wo es gerade hinpasst, wo es einem wohl ist dabei.
Was ist das?
Ah, das ist ein Kleiderhaken, gut, da hänge ich's weniger auf, aber wenn man ab und zu Sachen auslüften muss…

Rundgang durch das Haus

Im Lift: Bei mir ist er einmal am Anfang steckengeblieben, aber dann wartet man, bis jemand kommt, und dann ging es wieder. Man darf einfach keine Panik kriegen.
Hier hinten ist jetzt mein Keller, mit dem Mountain Bike… dort ist die Türe der Stube, die vom Stauraum.
Da haben wir noch den anderen Keller, der ist jetzt im Untergeschoss. Der hat einen Naturboden.
Da hinten sind die Waschküchen mit Tumbler und Wachmaschinen zum Benutzen.
Das ist der grosse Hauseingang mit den Briefkästen, die sie erneuert haben vor ein paar Jahren.
Der Veloraum ist voll mit Velos, ich versorge meines im Keller aus Sicherheit.

Grundriss

Lage

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