Dieses Semester interessieren uns programmatische «Verklumpungen» vielfältiger, zusammenhängender Nutzungen und deren Potenzial für den räumlichen und strukturellen Aufbau von Gebäuden. Eine hohe Dichte, die Konkretheit des Programmes und die lokalen urbanen Gegebenheiten sollen sich gegenseitig beeinflussen und eine Reibung erzeugen, die den Entwurf wesentlich konstituieren wird. Neben analytischem und strukturellem Denken fordert diese Arbeit einen gewissen Willen zum Raum und zur Form, der sich allerdings an den Bedingungen des Programmes und im urbanen Kontext zu bewähren haben wird.
Als Ort dieser Untersuchung haben wir das Seefeld-Quartier in Zürich gewählt: Geprägt von Bebauungen aus unterschiedlichen Zeiten, könnte dieses Gebiet durchaus andere masstäbliche und räumliche Ausprägungen zulassen und als Teil der Innenstadt einen gewissen Citydruck aufnehmen. Die vorgesehene Parzelle am Hornbach liegt zudem an einer strategisch wichtigen Stelle des Übergangs zu den Parkanlagen am See; mit einer Neuformulierung bekommt die Aufgabe auch planerische Aspekte, die für das Projekt und unsere Diskussion wesentlich werden.
Anlass zur Beschäftigung mit diesen städtebaulichen Themen bildet das Gewicht des Programmes, bezüglich Dichte und Komplexität. Es basiert auf einer Kombination von Wellness-Beauty-Hotel und «urbaner Klinik»: Zum einen bedeutet das klare funktionale Bedingungen, etwa an Erschliessungen, Anordnung von sterilen Räumen, Patientenzimmern etc wie sie eine Klinik für leichte chirurgische Eingriffe benötigt. Neben diese eigentlichen klinischen Anforderungen tritt die Aufenthaltsqualität als immer wichtigere Komponente im Wettstreit des medizinischen Sektors - der zwar ausserhalb der vitalen Grundversorgungsaufgabe steht, aber einem zunehmenden Bedürfnis entspricht. Die Zuordnung von Nutzungen des urbanen Alltags wie Fitness und Wellness verwischt die Trennung von medizinischen und sportlichen Mitteln zur Erlangung von Wohlsein und Schönheit: Die Verschmelzung solch unterschiedlicher Programme soll es ermöglichen, der hybriden Anlage differenzierte räumliche und stimmungsmässige Qualitäten zu verleihen, und damit die anspruchsvollen Anforderungen der unterschiedlichen «Kunden» zu erfüllen.
Dieses komplexe Programm bringt entsprechende Anforderungen an Installationen, statische und organisatorische Strukturen, die in die entwerferischen Überlegungen einfliessen sollten.
Mit diesen Annahmen ist ein hinreichender Rahmen gegeben, um die angesprochenen Themen zu untersuchen und zu einem eigenständigen Projekt zu entwickeln. Neben der Vermittlung des entwerferischen Denkens und der entsprechenden Sensibilität ist die Suche nach einer Haltung und Bewusstheit der eigenen Arbeit gegenüber weiterhin eine wichtige Komponente unseres Kurses.
In Form von Kolloquien und Vorträgen werden wir dazu einen allgemeineren theoretischen Hintergrund miteinbeziehen; diesen Winter stehen urbane Projekte, vor allem aus den siebziger Jahren und frühe Texte von Rem Kohlhaas im Vordergrund.
Unter anderem kommt in diesen Positionen die Faszination für vielfältige, dichte Programme zur Sprache, die fähig sind, in sich eine enorme Eigendynamik zu entwickeln und die Vorstellungen von Urbanität zu erweitern: Aus unserer Sicht ist allerdings eine Rückbindung in die reale Stadt wichtig, nicht um der Eingliederung willen, sondern um das entstehende Potenzial auch für die Umgebung zur Wirkung zu bringen.
Im Sommersemester werden wir ausgedehnte Programme eher an einem Siedlungsrand in Beziehung zu landschaftlichen Dimensionen stellen und so andere Aspekte räumlicher und struktureller Clusterbildungen untersuchen.
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